Viel Gas braucht das Land …
Ein Beitrag von Dipl.-Ing. Peter Würdig.

das ist zumindest die Aussage der Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche.

Der angekündigte und mit Spannung erwartete Monitoringbericht ist nun erschienen, und dazu hat die Ministerin einen 10-Punkte-Plan herausgegeben, der die Tätigkeit der Regierung für die nächsten Wochen (oder Monate, falls die Koalition noch so lange hält ?) beschreibt.

Im Punkt 4 heißt es dazu: „Flexible Grundlastkraftwerke, insbesondere Gaskraftwerke mit Umstellungsperspektive auf Wasserstoff, werden priorisiert“. Die Idee, die Lücken der Versorgung, die durch die Erneuerbaren verursacht werden, durch Gaskraftwerke zu schließen, ist nicht neu, das hatte auch der Vorgänger, Robert Habeck, so geplant. Die Diskussion entzündet sich vor allem daran, wie viele sollen es denn wohl sein, und da Katherina Reiche in ihrem Plan deutlich mehr vorsieht, wird sie von ihren besten Freunden, den Grünen (man hatte ja gemeinsam die so lästige Schuldenbremse gelockert), mit dem Kose-Namen „Gas-Kathi“ angesprochen. Was außer Gaskraftwerken noch für die Grundlast in Frage kommen könnte (also Kernkraft oder Braunkohle, die im Lande ja reichlich vorhanden ist), darüber findet man im Plan kein Wort. Da die Erneuerbaren zeitweilig bis auf wenige Prozente der Leistung zurückgehen müsste dann fast die gesamte Leistung eines Netzes, das ja auch noch die Leistung für Verkehr und Heizung zur Verfügung stellen soll, durch Gaskraftwerke gesichert werden. Welche Kosten für diese Gaskraftwerke aufgebracht werden müssen und wo man den dazu notwendigen grünen Wasserstoff bekommen will, dazu gibt es auch keinen Hinweis.

Nun ist der Ansatz, die Versorgungssicherheit durch Gaskraftwerke herzustellen, zunächst einmal logisch, denn da Deutschland als einziges der 194 Länder der UNO die Vorstellung hat, man könne ein Industrieland allein mit Sonne und Wind versorgen, dann bekommen wir noch international ein zweites Alleinstellungsmerkmal, auch die Lücken so zu versorgen. Es ist, wie man hier sieht, ein Experiment mit einem Risiko ohne gleichen.

Wie viele Gaskraftwerke sollen es denn nun sein, im Koalitionsvertrag hatte man sich auf 20 GW geeinigt, und die Diskussion geht jetzt auch darum, wie wird sich der  Bedarf für die gesasmte Leistung in den nächsten Jahren entwickeln, wenn es weiterhin „gelingt“, mit der Energiewende noch mehr Firmen aus Deutschland zu vertreiben oder in den Konkurs zu zwingen, dann käme man ja auch mit weniger Gaskraftwerken aus.

Vielleicht mit Speichern ?

Jetzt gab es die Tagung  „Energy Transition Summit“ (Denglisch kling bekanntlich besser), und da äußerte sich der Staatssekretär Frank Wetzel aus dem Bundeswirtschaftsministerium so: „Dank Batteriespeicher reichen laut Aurora-Analysen 5 bis 10 Gigawatt neue Gaskraftwerke bis 2040 aus.“ Nun, wenn man genug Speicher hätte, dann brächte man ja gar keine Gaskraftwerke, aber diese Speicher gibt es in nennenswerter Größenordnung bisher nicht. Erinnert sei hier daran, dass man ja mal versucht hatte, eine kleine Insel mit ausreichend Speichern zu versorgen, das war das Projekt „Smart region Pellworm“. Da musste aber schon nach einem Jahr, als die Fördermillionen verbraucht waren, alles wieder abgebaut werden. Dann muss man doch wohl sagen, dass die Idee mit den Speichern zu den in diesem Hause reichlich verbreiteten Illusionen gehört.

Oder doch anders ?

Ja, in Punkt 5 des Plans wird noch etwas vorgeschlagen, „Flexibilität und Digitalisierung des Stromsystems voranbringen.“ Gemeint ist hier vor allem die Nachfrageflexibilität, die man vor allem durch einen (wörtlich) „verstärkten Rollout von Smart Metern“ in Gang bringen will. In klaren Worten, Haushalte und Industrie sollen ihr Verhalten so einstellen, dass Strom nur verbraucht wird, wenn der Wind gut weht und die Sonne scheint. Das gibt es schon, unbemerkt von der Öffentlichkeit werden stromintensive Betriebe zeitweilig von der Versorgung abgeschaltet, gegen entsprechende Vergütung, was natürlich auch zu einer Erhöhung des Strompreises führt. Dieses Verfahren kann man nicht sehr viel weiter ausbauen, denn wenn auch Haushalte zeitweise vom Strom abgeschaltet werden, würde die  Akzeptanz für die Energiewende restlos verloren gehen.

Fazit:

Der Titel des Plans heißt: „Klimaneutral werden - wettbewerbsfähig bleiben“

Ja, das klingt wie ein frommer Wunsch, es erinnert an die bekannte Aufforderung „Wasch mir den Pelz, aber bitte, mach mich nicht nass!“ Und da wir in Deutschland schon einige Jahre nicht mehr wettbewerbsfähig sind kann man eigentlich nur fordern (oder hoffen), wieder wettbewerbsfähig werden (und eben nicht „bleiben“). Eine bekannte Bewertung dieses Plans  lautet: „In Anbetracht der gigantischen Kosten der Energiewende sind die kostendämpfenden Maßnahmen, die durch die Abarbeitung von Reiches To-Do-Liste erreicht werden können, nicht mehr als Peanuts."  

Alles in allem stellt sich die Frage, mit wem muss man eigentlich mehr Mitleid haben, mit den Bürgern des Landes, die einen zunehmenden Abstieg der Wirtschaft und des Wohlstandes zu erwarten haben, oder mit den Regierenden, die diese Situation herbeigeführt haben und nun allmählich ängstlich wahrnehmen, wenn wir so weitermachen, wird die Sache kein gutes Ende nehmen.


 

Footer2

Copyright © 2023 STUDIO-STD Wir würden uns über eine kleine Zuwendung für  STUDIO-STD
Alle Rechte vorbehalten unsere Rechercheaufwände freuen. Mail: Redaktion@Studio-STD.de
Joomla! ist freie, unter der  Das Team STUDIO-STD AB:  +49157 30657508
GNU/GPL-Lizenz veröffentlichte Software. IBAN: DE25 2004 1111 0896 1146 00 Impressum -- Datenschutzerklärung