Generation Z: Im Homeoffice schläft sie.
Oder geht joggen. Oder einkaufen.

"Helena Schreiber ist Mitte 20. Sie hat einen Bachelor in Medien-, Politik- und Gesellschaftswissenschaften, heute arbeitet sie als Trainee in einer PR-Agentur.

Mehr will sie über sich nicht verraten. Zu groß ist die Sorge, erkannt zu werden. (...)

Sie will später gut verdienen, sagt sie. Gut heißt für sie alles über 65.000 Euro brutto im Jahr. Ihr erstes Studium in Business Administration bricht sie ab. Mit 20 beginnt sie neu: Medien-, Politik- und Gesellschaftswissenschaften. Vier Jahre später schließt sie mit dem Bachelor ab. (...)

Eigentlich hat Schreiber eine 37,5-Stunden-Woche. Wenn sie es durchrechnet, kommt sie selten auf mehr als 20. Wenn sie im Homeoffice ist, geht sie joggen, einkaufen, manchmal fährt sie sogar in den Urlaub. Allein ist sie damit nicht. Fast alle ihre Freunde würden so arbeiten, sagt sie. (...)

Jetzt ist sie Trainee. 37,5 Stunden, 30 Urlaubstage, 1800 Euro netto im Monat. Zu wenig, findet Schreiber. Immerhin habe sie einen Abschluss und arbeitet Vollzeit. Geld sei ein riesiger Motivator. Würde sie mehr verdienen, erklärt sie, würde sie auch mehr Verantwortung spüren und den Wunsch, ihr gerecht zu werden. (...)

Wenn Schreiber arbeitet, übernimmt ChatGPT einen Teil davon. Rund 30 Prozent, schätzt sie. E-Mails schreiben etwa, dafür sei sie zu faul. (...) Am Anfang habe sie noch ein schlechtes Gewissen gehabt, erinnert sie sich. Spricht sogar von Schuldgefühlen. Vor allem nach dem ersten Mal, als sie im Homeoffice eingeschlafen sei. Die seien aber verschwunden.. „Wenn man Grenzen einmal überschreitet und merkt, dass man nicht die Einzige ist, macht man weiter.“ (...)

Für Schreibers Verhalten findet sie selbst eine einfache Erklärung: zu wenige Aufgaben, keine Kontrolle. Das, sagt sie, sei das Kernproblem. „Ich brauche mehr Strenge.“ Klare Aufgaben. Feste Zeiten. Abgabetermine. Am Ende des Tages wissen, was man geschafft hat. (...)

Ihr Vater sehe das genauso. „Er sagt, wir wollen nicht arbeiten.“ Schreiber schüttelt den Kopf. „Ich sehe das anders. Ich finde es wichtig, Vollzeit zu arbeiten.“ Sie möge die Phasen, in denen sie viel tue. „Aber ich brauche jemanden, der mich kontrolliert. Und ich muss einen Sinn sehen in dem, was ich mache.“ Dann lacht sie kurz. „Klar schaue ich lieber TikTok-Videos, als Ordner zu sortieren.“ (...)

Doch hinter dem, was sie beschreibt, steckt mehr als mangelhafte Arbeitsmoral und fehlender Fleiß. Mehr Kontrolle, glaubt sie, wäre nur eine kurzfristige Lösung. Das eigentliche Problem liege tiefer. Ihre Generation sei zu behütet aufgewachsen, glaubt sie. „Wir hatten nie echte Krisen.“ Keine Kriege, keine Not in der Kindheit. (...)

Sie habe nie wirklich Angst gehabt, abzustürzen. Wenn etwas schiefgelaufen wäre, sagt sie, hätten ihre Eltern sie aufgefangen. (...)

Es gibt noch etwas, das Schreiber problematisch findet, und das vor allem an den Privilegierten ihrer Generation immer wieder genannt wird: Mental Health. Ein wichtiges Thema, sagt sie, das aber längst zum Trend geworden sei. (...) „Eigentlich“, sagt Schreiber, „bin ich pro Leistung. Und pro Kapitalismus. Wir müssen arbeiten. Sonst funktioniert das System ja nicht.“ (...)

Es müsse sich etwas ändern. Unternehmen sollten ihre Generation weniger behüten und Leistung einfordern. Gleichzeitig müssten Gehälter steigen. Schon am Anfang. „Wenn man sich wertgeschätzt fühlt, will man diesem Gefühl auch gerecht werden.“ (...)"

Ein Bericht der WELT.


 

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